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Radfahren und Föderalismus

Föderalismus fördert Vielfalt, wirkt ausgleichend und mindert die Gefahr von Machtmissbrauch. Die dunkle Seite des Föderalismus zeigt sich leider allzuoft – Beispiel Schule und Bildung. Jedes Bundesland meint, sein eigenes Süppchen kochen zu müssen und es scheint nichts Schlimmeres zu geben, als etwas von dieser Verantwortung abgeben zu müssen.
Doch wer hätte gedacht, dass bei so Profanem wie das Radfahren der Austragshof-Föderalismus ebenso zuschlägt. Haben Sie schon mal eine Deutschland-Karte mit ALLEN Radwegen gesehen. Ich wäre schon froh, wenn es eine ganz Deutschland umfassende zoombare Karte gäbe, die auf einen Blick alle Radwege mit – sagen wir mal – einer Länge von mindestens 150 Kilometern zeigen. Falls Sie den Link zu einer derartigen Karte kennen, wäre ich Ihnen für einen Hinweis sehr dankbar (aber bitte keine Seiten, für die ich einen Account benötige). Und ja, bevor sich jetzt alle Oberlehrer berufen sehen, mich zu belehren, es gibt mit www.radroutenplaner-deutschland.de eine ähnliche Karte. Sie umfasst aber sage und schreibe 13 Radwege – die zwölf D-Routen und den Radweg Deutsche Einheit. Und die Routenplanung umfasst nur sieben von 16 Bundesländern.
Diese Erfahrungen musste ich machen, als ich daran ging, unseren Sommerurlaub zu planen. Nachdem die Inzidenz der Niederlande knapp unter 25 zu stagnieren begann, ahnte ich schon was kommen würde. 25.000 niederländische Fußballfans in der Budapester Arena waren wohl doch zuviel. Die Zahlen stiegen zunächst langsam, um dann regelrecht zu explodieren (Inzidenz am 16. Juli 376). Also musste Plan B her: Ruhr runter, ein bisschen Rhein, dann ein bisschen Lippe rauf, in Münster auf den Dortmund-Ems-Kanalweg wechseln bis Norden, rüber nach Bremen, dann die Weser entlang bis Bad Oeynhausen und zurück nach Winterberg. Alles in allem rund 1200 Kilometer. Das war der Plan. Dass die Planung gar nicht so einfach ist, fiel mir erstmals auf, als auf einer Radplanungsseite eines Bundeslandes ein überregionaler(!) Radweg urplötzlich endete – genauer gesagt an der Landesgrenze. Als Krönung des Ganzen verriet die Seite auch noch stolz, dass sie mit EU-Geldern gefördert worden ist.
Ein weiteres Problem dürfte sich zwischen den Ohren der Macher von Radroutenseiten manifestieren: Nein, ein pdf als Routenführer ist nicht geeignet, weder digital als Briefmarke auf dem Smartphone-Display noch ausgedruckt im Format DIN A4. Überlassen Sie Letzteres bitte denen, die Erfahrung darin haben. Für Ersteres gibt es etwas, was sich GPX-Track nennt.

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